Über Suizid sprechen

Patricia Rind

Warum Sprache bei Suizid so wichtig ist

Junger Mann im karierten Hemd sitzt nachdenklich neben einem Holzstapel, den Blick gesenkt, in gedämpfter Lichtstimmung

Ich helfe, Worte zu finden – für das Unsagbare nach einem Suizid. Für Menschen in der Metropolregion Rhein-Neckar und darüber hinaus.


Inhalte


  1. Die Macht der Worte
  2. Verletzende Begriffe vermeiden
  3. Ehrlich sprechen, ohne zu bewerten
  4. Suizid in einer Trauerrede ansprechen
  5. Worte, die Halt geben
  6. Unterstützung für Hinterbliebene
  7. Fazit: Mit Respekt und Mitgefühl sprechen

Verletzende Begriffe vermeiden


Unbedachte Worte können für Angehörige sehr schmerzhaft sein. Hinterbliebene hören oft Sätze wie:

"Er hat sich umgebracht, wie egoistisch."
"Sie hatte doch alles, wie konnte sie nur?"

Solche Aussagen verstärken Schuldgefühle und minimieren das Leid, das hinter einem Suizid steht.

Auch Begriffe wie "Selbstmord" oder "Freitod" können problematisch sein:


"Selbstmord" klingt nach einer Straftat und wertet den Verstorbenen ab.
"Freitod" suggeriert eine freie, bewusste Entscheidung – was es oft nicht ist.

Besser sind Formulierungen wie:


"starb durch Suizid"
"beendete sein/ihr Leben"


Diese Begriffe sind neutraler und respektvoller gegenüber dem oder der Verstorbenen und deren Angehörigen.

Ehrlich sprechen ohne zu bewerten


Das bedeutet nicht, dass man um das Thema herumreden sollte – im Gegenteil. Tabuisierung macht die Trauer oft noch schwerer.


Hinterbliebene brauchen Menschen, die:


  • zuhören, ohne zu urteilen
  • offen, aber einfühlsam sprechen
  • nicht nach Gründen suchen, sondern einfach da sind


Es geht darum, eine Balance zu finden: Ehrlich sein, ohne verletzend zu sein.

Suizid in einer Trauerrede ansprechen


Wenn ich als Trauerrednerin eine Rede für jemanden halte, der durch Suizid gestorben ist, wähle ich meine Worte mit besonderer Sorgfalt.


Worauf ich achte:


Der Fokus liegt auf dem Leben des Verstorbenen – nicht nur auf seinem Tod.

Ich erwähne den Suizid nur, wenn die Familie es möchte – und immer mit Feingefühl.

Keine Details zum Suizid, sondern Raum für Erinnerungen und Liebe.


Denn: Ein Mensch ist mehr als sein letzter Moment.

Worte, die Halt geben


Nach einem Suizid brauchen Angehörige besonders viel Mitgefühl und Verständnis. Die richtigen Worte können helfen, Schuldgefühle zu lindern und Trost zu spenden.

"Ich bin für dich da."
"Du musst da nicht allein durch."
"Er/Sie war ein wertvoller Mensch – und wird immer in Erinnerung bleiben."

Wichtig ist: Nicht bewerten, sondern einfach zuhören.

Unterstützung für Hinterbliebene


Wer einen geliebten Menschen durch Suizid verloren hat, fühlt sich oft allein. Doch es gibt Unterstützungsangebote für Trauernde.

Eine wichtige Anlaufstelle ist die AGUS – Angehörige um Suizid e.V., eine bundesweite Selbsthilfeorganisation für Hinterbliebene nach Suizid.

Mehr Informationen: www.agus-selbsthilfe.de

Niemand muss mit dieser schweren Trauer allein bleiben. Hilfe und Verständnis sind möglich.

Fazit: Mit Respekt und Mitgefühl sprechen


Die richtigen Worte können einen großen Unterschied machen – besonders nach einem Suizid. Eine respektvolle, einfühlsame Sprache hilft, Schuldgefühle nicht zu verstärken, sondern Trost zu spenden.

Es geht nicht darum, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, sondern mit Herz und Mitgefühl zu sprechen. Denn am Ende zählt vor allem eines: Für die Hinterbliebenen da zu sein – mit ehrlichen, liebevollen Worten, die Halt geben.

Welche Worte Halt geben können, zeige ich auch in „Unterstützung bei Suizid“. Was die Trauer nach Suizid so besonders macht, beschreibe ich in „Trauer nach Suizid“.

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